Warum seid ihr gegen mehr Wohnraum?

Sind wir gar nicht. In Hamburg gibt es zu wenige Wohnungen, vor allem zu wenig günstige. Deshalb hat Hamburg bereits 2011 ein Bündnis fürs Wohnen geschlossen. Alle Bezirke erstellen seit dem Wohnungsbauprogramme und in Hamburg werden 6000 Wohnungen jedes Jahr genehmigt. Seit 2016 hat man dieses Ziel auf jährlich 10.000 Wohnungen erhöht, 2017 wurde das Ziel mit mehr als 13.000 Genehmigungen übererfüllt [2019: 12.715]. Die Wohnungsbauprogramme Hamburgs weisen Potenzialflächen für gut 78.000 Wohnungen aus (Stand 2017). Dazu könnten 3.000 Wohnungen auf dem Kleinen Grasbrook, 12.000 Wohnungen in der Innenstadt, 3.500 Wohnungen auf der ehemaligen Wilhelmburger Reichsstraße und bis zu 100.000 Wohnungen an den Straßen Magistralen gebaut werden, alles zusammen also 200.000 Wohnungen.

 

Bevor Hamburg 124 Hektar Kulturlandschaft für 7.500 Wohnungen unwiederbringlich zerstört, sollten diese vorhandenen Potenziale doch erst einmal ansatzweise genutzt werden. Bezogen auf Bergedorf könnte das bedeuten, auf bereits versiegelten Potenzialflächen zu bauen. In Oberbillwerder werden unter anderem auch viele Gebäude ohne Wohnnutzung entstehen: HAW, Parkhäuser; sonstige Flächen werden versiegelt, um erst Wohnungsbau zu ermöglichen: Retentionsflächen, Verkehrsanbindung, Infrastruktur.

Zudem gibt es in Bergedorf,  Betriebe deren Parkplätze ziemlich große sind. Warum nicht hier ein flächensparendes Oberbillwerder-Parkhaus-Modell anwenden? Es lohnt sich mutig zu sein und auch ungewöhnliche Wege zu gehen - wenn die Rot-Grüne Regierung ihre gesetzten Klimaziele ernst nimmt. 

  • Trotz Wohnungsbau steigen die Mieten weiter
    Die Mieten sind seit 2011 schneller gestiegen als zuvor, einen dämpfenden Effekt auf die Mieten haben die Wohnungsbauprogramme bisher nicht gehabt. Das ist auch nicht verwunderlich, denn Hamburg überlässt das Bauen im wesentlichen privaten Investoren, die das Ziel haben Rendite zu erzielen. Selbst das städtische Wohnungsbau Unternehmen SAGA/GWG schwimmt auf dieser Welle und macht mit Hamburger Mietern beste Geschäfte: jährlich 200 Millionen Euro Gewinn vor Steuern, Tendenz steigend.
  • Bauen wird immer teurer
    Hinzu kommt dass Bauen deutlich teurer wird. Daran Schuld sind nicht nur immer höhere Auflagen, wie die Energieeinsparverordnung, sondern auch deutlich steigende Baukosten (Beton, Holz, Maurerarbeiten und steigende Zinsen). Letzteres ist eine unmittelbare Folge der Baukonjunktur. Die Politik gießt mit der aktuellen Wohnungsbaupolitik und geplanten zusätzlichen Abschreibungen für Investoren weiter Öl ins Feuer um diesen Boom anzuheizen, mit der Folge immer schneller steigender Preise und Mieten. Die Idee mit einem Überangebot von Wohnungen dämpfend auf die Mietpreise einzuwirken, dürfte nur dann funktionieren, wenn erheblicher und jahrelanger Leerstand gebaut werden sollte. Dies wäre ein sehr teurer volkswirtschaftlicher Irrsinn, insbesondere bei Betrachtung der demographischen Entwicklung Deutschlands. Die offizielle Vorausberechnung der Bevölkerung Hamburgs von 2015 geht davon aus, dass Hamburg bereits 2028 das Maximum erreicht haben könnte, danach wird die Bevölkerung in Hamburg voraussichtlich sinken. Die ersten Bewohner Oberbillwerders hätten 2025 einziehen können, wenn alles ohne Verzögerung liefe. Bis der Stadtteil vollständig fertig gestellt wird, dürften weitere 10 Jahre vergehen: Oberbillwerder kommt also schlicht zu spät.
    Die Baukrise 2023 verschärft sich weiter: Gestiegene Zinsen, Materialmangel und zunehmend Personalmangel tragen zur Verschlechterung bei. Insbesondere einige energieintensive Baustoffe wie Zement und Beton und Rohstoffe wie Frischkies und Sand haben sich enorm verteuert. Gerade dieses Material wird für einen Bau von Oberbillwerder benötigt.
  • Es muss gebaut werden, wo nachgefragt wird
    Betrachtet man die Wohnungsknappheit in Hamburg einmal genauer, steht der starken Nachfrage in den angesagten Stadtteilen ein besonders knappes Angebot gegenüber. Wie man aber den Wohnungsmangel in diesen Stadtteilen durch den Bau auf der grünen Wiese in Oberbillwerder beseitigen möchte bleibt unklar. Letztlich führt kein Weg daran vorbei, dort zu bauen, wo auch die Nachfrage besteht. Diese Stadtteile sind bereits erschlossen und haben eine gute ÖPNV Infrastruktur, hier gibt es kurze Wege zur Arbeit oder um die Freunde zu besuchen. Mobilitäts-Hubs mit Elektromobilität, Car-Sharing und die Förderung des Fahrradverkehrs sind hier weit sinnvoller als in einem neuen Stadtteil, der fast 15 km vom Zentrum entfernt liegt.
  • Trabantenstädte sind nicht mehr zeitgemäß
    Hamburg hat eine lange Tradition Großsiedlungen zu bauen. Ob dies nun Kirchdorf Süd, Steilshoop, Mümmelmansberg oder Neu Allermöhe West ist, ein echtes Erfolgsprojekt war nicht dabei. Auch Oberbillwerder könnte sich hier einreihen, will man doch lieber günstig als ansprechend bauen. Das serielle Bauen, wie es unser Oberbaudirektor Höing nennt, lässt langweilige Investoren Architektur in vielfacher Ausfertigung erwarten. Als Oberbillwerder von der IBA in Neu Allermöhe vorgestellt wurde, gab ein Bürger zu bedenken, dass wenn man heute die Fehler der Vergangenheit erkannt hat, warum repariert man dann nicht erst einmal die bestehenden Stadtteile, bevor man neue baut. Ein durchaus bedenkenswerter Hinweis. Es ist an der Zeit die Planungsunterlagen für Oberbillwerder ein letztes Mal ins Archiv zu legen und diese Idee endgültig zu beerdigen.
    (Quelle: Dorfblatt Billwerder Nr. 89)

„Zunehmende Versiegelung gefährdet Hamburgs Klimaziele. Neue Bauvorhaben an sich sind schon klimaschädlich und können auch nicht durch klimafreundliche Tricks aufgewertet und ausgeglichen werden. Klimaschützende und kostengünstige Alternativen sind hingegen Umbau ungenutzter Bürokomplexe und Sanierung im Altbestand, sowie die Bebauung bereits versiegelter Flächen, wie Großparkplätzen und unwirtschaftlicher Gewerbeflächen. Das Problem der günstigen Mieten wird nicht gelöst, indem die letzten Grünflächen der Stadt bebaut werden, der Altbestand muss günstig werden. Und gerade Mieter*innen benötigen Grünflächen im Umfeld der Wohnung. In einem ersten Schritt wollen wir die nötigen Grünflächen sichern. Diese Flächen dann wertvoll zu erhalten, ist Aufgabe der Stadt oder einer weiteren Initiative.“  Volksinitiative „Rettet Hamburgs Grün – Klimaschutz jetzt!“ (Mai 2022)

 

Hier findet man klügere und nachhaltigere Ansätze als bei der Hamburger Regierung (SPD/Grüne): Architects for Future

Arbeitsgemeinschaft
„Paradies Billwerder erhalten“
der Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille e.V.
Billwerder Billdeich 254 · 21033 Hamburg