Verkehr noch ohne Konzept

Bei der Planung zu einem neuen Stadtteil sollte das in der Reihenfolge weit vorn stehen. Aber: Ein richtiges Verkehrskonzept für den geplanten Stadtteil Oberbillwerder gibt es noch nicht. Für die äußere Erschließung gibt es mehrere Verbindungsideen.

Es liest sich auf der IBA-Webseite zum Masterplan ganz einfach: "Die übergeordnete Straßenanbindung erfolgt über drei Anschlüsse im Westen, Nordosten und Südosten, um den Verkehr bestmöglich zu verteilen." Nur so einfach ist die Aufgabe nicht. Es wird auf den gesamten Verkehr in der Umgebung des geplanten Stadtteils gravierende Auswirkungen haben. 

Die erste verkehrliche Veränderung würde mit dem Sandtransport über eine neue Zufahrt am Mittleren Landweg beginnen. Für den Stadtteil sind nach ersten Berechnungen 67.000 Lkw-Transporte mit je 15 Kubikmetern Sand pro Tour zu rechnen. Bei logistisch möglichen 134 Lkw-Fahrten täglich wären das 500 Arbeitstage, also gut zwei Jahre. Der Weg auf die Baustelle führt für die alltägliche Kolonne idealerweise über die A 25-Anschlussstelle Allermöhe, die Hans-Duncker-Straße und den Rungedamm.

 

➜ Verkehrskonzept:

Nach Berechnungen der Verkehrsexperten (von 2018, ohne Berücksichtigung des Standortwechsels für die HAW) sollen mehr als 20.000 Fahrzeuge (je nach Prognose 18.000 bis 20.000) pro Tag von und in den neuen Stadtteil fahren. Dies wird über den oft ohnehin schon grenzwertigen bisherigen Verkehr zu weiteren

erheblichen Belastungen durch Staus, Verkehrslärm, Luftschadstoffen und Unfallgefahren auf den im Folgenden genannten Straßen führen. Bei der  Verkehrsuntersuchung zum Masterplan OBW wurden lediglich die Verkehrsströme und -zahlen aus OBW dargestellt. Der Verkehrsfluss nach OBW, Such- und Schleichverkehre wurden in der Planung nicht berücksichtigt:

 

- Mittlerer Landweg / Westanbindung: Ungefähr die Hälfte des Verkehrs (ca. 9000 zusätzliche Kfz pro Tag) soll über den Mittleren Landweg zur A25 erfolgen. Hierfür müsste der Mittlere Landweg zwischen S-Bahnhof und Rungedamm und unter den Bahnbrücken verbreitert werden. Ebenso müssten die anschließenden

Straßen durch das Gewerbegebiet verbreitert oder eine neue Straße zwischen Moorfleeter Randgraben und KLGV  Gartenfreunde Eichbaumsee gebaut werden. Nach unseren Informationen ist der Mittlere Landweg nicht verbreiterbar, weder Fußweg, noch Straße samt Radstreifen. Gebäude (z.B. zwei Häuser mit acht Wohnungen) müssten abgerissen werden. Der Verkehrsfluss durch Zu und Abfahrten zu den Gewerbebetrieben würde stark behindert werden. Die neu zu bauende Straße gefährdet den am Rungedamm gelegenen Kindergarten “WABE Wirbelkinder”. Außerdem liegen direkt am Mittleren Landweg die Kita “Sportini Bille Kinder”, der Sportplatz ETSV und eine Grundschule, die auch von Schülern aus Billwerder, Allermöhe und vom Moorfleeter Deich besucht werden.

 

- Billwerder Billdeich: Billwerder mit seinen rund 33 Kulturdenkmälern, weiteren historischen erhaltenswerten

Bauwerken und als einst längstes Straßendorf Europas hat einen ganz besonderen und schützenswerten Charakter. Der Billwerder Billdeich ist bereits als Schleichweg zur Umgehung von B5 und A25 zu Stoßzeiten sehr stark belastet. Auch eine Verkehrsregelung durch Ampeln kann nicht verhindern, dass ein Teil des Verkehrs aus und in Richtung Norden über den schmalen Billdeich erfolgt, was dort zu erheblichen Beeinträchtigungen (Verkehrsgefährdungen, Lärm, Schadstoffe, Gefährdung der Bausubstanz usw.) führen würde. Der Billwerder Billdeich hat nur auf einer Straßenseite einen schmalen, meist unbefestigten Gehweg, der z.T. nicht einmal einen Meter Gehwegbreite bietet.

 

- Boberger Furt / Schulredder / Am Langberg, von der B5 aus Richtung Hamburg kommend: Diese schmale Straße mit Wohnbebauung, nahegelegenen Kindergarten und Schule würde durch OBW vermehrt als Schleichweg genutzt werden.

 

- die zukünftigen Rampen von Ladenbeker Furtweg zur B5 / Nordanbindung: Die Anbindung nach Norden soll über den östlichen Billwerder Billdeich mit einer Zufahrtsstraße neben einem denkmalgeschützten 270 Jahre alten Kätnerhaus erschlossen werden. Der Billwerder Billdeich soll zur Kreuzung Ladenbeker Furtweg verbreitert werden. Die Anbindung des Ladenbeker Furtweg an die Bergedorfer Straße soll über

einen noch zu bauenden großen Verkehrsknoten mit einem Kreisel, Rampen und einer Lichtzeichenanlage auf

der B5 erfolgen. Zusätzliche Verkehrsbelastung für Anwohner und Schulbetrieb ist die Folge. Je nach Variante würden die neuen Straßen die Grünfläche am kleinen Ladenbek-Teich nördlich der B5 oder einen Teil des Landschaftsschutzgebiets südlich der B5 zerstören.

 

- Anbindung nach Süden und Osten über Neuallermöhe und/oder Bergedorf West. Hierfür sind laut Planung ein Durchstich unterm Bahndamm und umfangreiche Ausbauten der Verkehrsknoten

1.) Rahel-Varnhagen-Weg / Nettelnburger Landweg,

2.) Ladenbeker Furtweg / Billdeich

3.) Sander Damm / Kurt-A.-Körber-Chaussee,

4.) Sander Damm / Bergedorfer Str.,

5.) Kurt-A.-Körber-Chaussee / Heckkatenweg,

6.) Ladenbeker Furtweg / Lohbrügger Landstr. und

7.) Bergedorfer Str. / Lohbrügger Landstr. erforderlich.

 

- Nettelnburger Straße / Randersweide: Spätestens wenn, wie geplant, der Obere Landweg einspurig wird (für die neue Radwegführung vom Wehrdeich bis zum Ladenbeker Furtweg wird je ein Fahrstreifen zeitnah als Radweg umgebaut), ist zu erwarten, dass ein großer Teil des Verkehrs Richtung Bergedorf nicht über die Kurt-A.-Körber-Chaussee fährt, sondern über die Nettelnburger Str. / Randersweide. Bereits jetzt wird die Nettelnburger Str. / Randersweide als Abkürzung benutzt, um von der Autobahn nach Bergedorf zu kommen. Navigationsgeräte empfehlen den Autofahrern diese Strecke, so dass zum Teil auch

Schwerlastverkehr durch die Siedlung fährt.

Seit Jahren setzen sich die Anwohner Alt-Nettelnburgs und die Bürgerinitiative „Nettelnburg verkehrsberuhigt“ für die Verkehrsberuhigung ihres Stadtteils ein. Durch die neuen angrenzenden Wohnquartiere (z. B. Glasbläserhöfe) hat sich die Verkehrsbelastung in der Siedlung bereits vervielfacht. Die Bausubstanz der 100 Jahre alten Häuser, die zum Teil dicht an der Straße stehen und ohne richtige Fundamente gebaut wurden,

leidet bereits jetzt erheblich unter den Erschütterungen durch den angewachsenen Verkehr. Eine weitere Verkehrsverdichtung durch neue Wohngebiete wie OBW verkraftet die 100 Jahre alte Siedlung

nicht.

aus dem Masterplan Oberbillwerder 2019
aus dem Masterplan Oberbillwerder 2019
Die Umgebung wird stark belastet. Hier "nur" Freizeitverkehr auf dem Billwerder Billdeich.
Die Umgebung wird stark belastet. Hier "nur" Freizeitverkehr auf dem Billwerder Billdeich.
Diese verkehrliche Idylle dürfte durch den Bau von Oberbillwerder verschwinden!
Diese verkehrliche Idylle dürfte durch den Bau von Oberbillwerder verschwinden!
grün= geplante Verkehre / rot= erwartete Verkehre wg. Oberbillwerder
grün= geplante Verkehre / rot= erwartete Verkehre wg. Oberbillwerder
Tschüss Bäume, hier soll eine historische Dorfstraße begradigt werden.
Tschüss Bäume, hier soll eine historische Dorfstraße begradigt werden.
Nördliche Zufahrt Oberbillwerder am Billwerder Billdeich
Nördliche Zufahrt Oberbillwerder am Billwerder Billdeich
Westliche Zufahrt am Mittleren Landweg, nah S-Bahn. Häuser-Abriss.
Westliche Zufahrt am Mittleren Landweg, nah S-Bahn. Häuser-Abriss.
Ladenbeker Furtweg / Billwerder Billdeich (Tschüss, Bäume!)
Ladenbeker Furtweg / Billwerder Billdeich (Tschüss, Bäume!)
Ladenbeker Furtweg - Geplante Anbindung B5. (Tschüss Bäume!)
Ladenbeker Furtweg - Geplante Anbindung B5. (Tschüss Bäume!)

Arbeitsgemeinschaft
„Paradies Billwerder erhalten“
der Dorfgemeinschaft Billwärder an der Bille e.V.
Billwerder Billdeich 254 · 21033 Hamburg